01.04.99
Die Galerie des Leipziger Hof zeigt
noch bis zum 05. April Malerei und Grafik von Gil Schlesinger,
der Ausstellung persönlich eröffnete.
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Spürbar fasziniert von hebräischer
Schrift und einfachen Zeichen
Galerie des Hotels Leipziger Hof zeigt Malerei und Grafik
des Leipzigers Gil Schlesinger / Seine Kunst rieb sich mit
den Vorgaben der DDR-Kulturpolitik
Juni 1980- in der Ostberliner Galerie "ARKADE" werden Bilder
eines Künstlers gezeigt, der am Ende der Ausstellung die
eigenen Werke nicht mehr abhängen konnte. Denn im Frühsommer
vor fast 20 Jahren verließ er den östlichen Teil
Deutschlands und ging nach München. Der Mann war Gil Schlesinger,
seine Kunst rieb sich heftig mit den Vorgaben der damaligen
Kulturpolitik und führte schließlich zum Grenzübertritt
nach Bayern. Seine zeichenhaft gestischen Arbeiten, die scheinbar
unentwirrbar obskure Inhalte vermittelten eigneten sich nicht
für ideologisierende Vordergründigkeiten.
Die Galerie des Hotels Leipziger Hof gibt noch bis zum 05. April
einen Überblick von Schlesingers künstlerischer Tätigkeit,
vorrangig der vergangenen zehn Jahre. Obwohl schon lange in
Leipzig ansässig, hat sich Schlesinger nie von der Akribie
von Detailbesessenheit und inhaltlicher Übernachtung der
hiesigen Kunst dieser Zeit beeinflussen lassen.. Eher fand er
Anregungen bei den strukturbetonten werken von Antoni Tapies
und Jean Fautrier, die naturgegebene Wirkungen von Materialien,
wie etwa Sand einbezogen.
Die Galerie in der Hedwigstraße zeigt Ölmalerei und
Mischtechniken mit schweren, massiven Formen, mit geometrischen
Details und einem oft reliefartigen Farbauftrag. Diese Kunst
brilliert nicht mit einem Sonderangebot für Schnelldenker
oder detailforschende Analytiker. Die Magie des einfachen Zeichnens,
das Zusammenspiel von Material und Fläche bestimmen die
Bilder. Dabei ordnen sich die einzelnen Teile nicht zu einem
Lexikon mystischer Geheimlehren. Ausgehend von hebräischer
Schrift, deren Faszination bei Schlesinger immer spürbar
war, stehen diese Arbeiten stellvertretend für grundsätzliche
Verständigungsmittel von Kulturen und Regionen.
Andere Werkgruppen, die vorgestellt werden, beinhalten Holzschnitte
sowie Zeichnungen mit und auf verschieden Materialien. Die Arbeiten
des laufenden Jahres künden von einem doch recht radikalen
Wandel seiner Kunst. Die Komposition wird deutlich kleinteiliger,
und das Prinzip der Collage erhält größere Bedeutung.
Inhalte öffnen sich, werden bereitwilliger erzählt,
und die Farben verlieren ihre gedämpfte Erdigkeit.
Eine Entwicklung Schlesingers, geb. 1931 im tschechischen Aussig/Elbe,
die nicht alle Besucher begrüßen dürften. Dennoch
eine großartige Ausstellung, die natürlich auch ohne
Zimmerreservierung im Hotel besucht werden kann. |