26.01.99
Bis 2. Februar zu sehen in der Galerie
Hotel Leipziger Hof, Hedwigstr. 1-3, Mo bis Fr, 9-13 Uhr und
16-18.30 Uhr sowie nach Vereinbarung. Zur Finissage am 2.
Februar gibt's 19 Uhr ein Galeriegespräch u.a. mit Fischer-Art
und Klaus Werner.
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Nur Fischer-Art, sonst keine Grausamkeiten
Ganz schön schick, ziemlich bunt, oft plakativ und
nicht selten banal: Leipziger Künstler stellt seine Arbeiten
noch bis 2. Februar in der Galerie des Hotels Leipziger Hof
aus
An der Wand hängt eine dreiteilige Acryl-Öl-Arbeit
mit dem Titel "ABM und andere Verbrechen". Auf dem Tisch liegt
das Buch " Das Diplom und andere organisierte Verbrechen". Eine
dürftige Variation, die sich Michael Fischer-Art da einfallen
ließ. Der Leipziger hat Bilder samt Druckerzeugnis hergestellt,
um bei der Aufdeckung arbeits- und bildungspolitischer Mißstände
markige Kernthesen aufzustellen. Bis zum 2. Februar zeigt die
Galerie im Hotel Leipziger Hof eine Auswahl seiner Arbeiten.
Möglicherweise stand der Film "Liebe und andere Verbrechen"
Pate für die Titel, vielleicht auch Georg Kreislers Lieder
"Über die Liebe und andere Grausamkeiten". Wie auch immer
- die Kunst von Fischer-Art ist weitaus weniger gelungen als
diese Klassiker.
Er malt "Kohl-Kanzler-Ästhetisches Gedankenverbrechen".
Fotografische Portraits werden dabei mit Ölkreide bedeckt.
Der Österreicher Arnulf Rainer kann das besser. Eine Neonleuchtschrift
ergänzt Fischer-Arts-Werk, wodurch Plakativität und
Oberflächlichkeit keineswegs beseitigt werden. Der Leipziger
hat seine Kunst einer populären Vereinfachung unterworfen,
deren Ergebnisse ohne tatsächliche Vertiefung und Hinwendung
zu diesen Themen einfach nur schick, bunt und nicht selten banal
sind. Dabei hat er in seinen früheren Jahren bemerkenswerte
Ansätze geliefert. Die Ausstellung bietet als Beispiel
ein Ölbild von beklemmender Intensität ("Kennenlernszene
- Erster Bildkontakt von 1992).
Eine grelle Auseinandersetzung mit expressiven Strichen und
aggressiver Gestik verleihen dieser Arbeit eine Sonderstellung.
Auch die Holzschnitte geben Einblicke in die Fähigkeit
von Fischer-Art, Flächen zu bearbeiten und wirkungsvoll
zu füllen. Immer wieder sind das Gebisse, die durch die
Bilder schnappen. Dabei drängen manchmal Hände aus
dem Rachen oder dreschen in die Mundhöhle.
Seinen Aufenthalt in Amerika hat er mit verschiedenen Blättern
namens "New York" dokumentiert. Bei den Tuschezeichnungen wühlt
natürlich der FBI, glühen Revolver, werden Köpfe
verformt - Klischees, die allmählich nerven.
Leider verdient sich Fischer-Arts Kunst immer mehr den Ruf,
schrille Agitation mit reduzierten Denkvorgaben zu sein. |